Stefan Müller: 111 Gründe, Bücher zu lieben

Spätabends beim Licht einer kleinen Taschenlampe unter der Bettdecke, an einem regnerischen Sonntag in der Couchecke, in der Straßenbahn unterwegs zur Arbeit, im Sommerurlaub am Strand, zu Fuß auf dem Weg in die Stadt – es gibt unzählige Orte und Zeiten, wann Menschen zu einem Buch greifen. Und es selten nur wieder weglegen wollen. Denn hat man sie einmal in der Hand und ihren besonderen Duft eingeatmet (neu, wenn sie direkt aus dem Druck kommen, oder ein bisschen angestaubt, wenn man sie im Antiquariat erstanden hat), dann ist man mittendrin im Lesefieber und lässt sich in ferne Länder, vergangene Zeiten und andere Leben entführen. Raschelnd lässt sich Seite um Seite wenden, und dieses Rascheln ist ein bisschen wie ein Flüstern: Lies weiter!

Über Bücher zu schreiben, ist eine Mammutaufgabe. Es ist im weitesten Sinne sogar gefährlich! Denn man wagt sich auf das weltenumspannende Terrain der – Gott sei Dank! – niemals vom Aussterben bedrohten verschiedenen Arten der Bücherwürmer und Leseratten vor. Über Bücher zu schreiben, ist deswegen so schwierig, weil diese Erzeugnisse zwar einen im Grunde simplen Aufbau haben (Papier, Druckertinte, Leim), dafür aber mit explosivem Inhalt daherkommen. Bücher sind eine Sache des Geschmacks und daher so schwer zu beurteilen oder gar zu empfehlen wie die neueste Oberbekleidung vom Catwalk in Paris oder Ferienhotels am bulgarischen Goldstrand. Während man aber durchaus in der Stadt jemandem mit der gleichen Jacke begegnen kann oder bekannte Heimatstädter im Nachbarhotel auftauchen, ist es so gut wie ausgeschlossen, zufällig jemandem gegenüberzusitzen, der das gleiche Buch liest. Wie soll man hier also, bitte schön, einen gemeinsamen Nenner für den Geschmack aller Leserinnen und Leser finden?

Um es mal vorwegzunehmen: Es ist unmöglich! Stefan Müller versucht es trotzdem und hat 111 Gründe zusammengetragen, die uns Bücher lieben lassen. Er ist Literaturwissenschaftler und hat sich mit seinen 33 Lenzen schon eine anschauliche Wohnzimmerbibliothek geschaffen. Doch hier einfach nur auf und ab zu gehen und Lieblingsbücher herauszugreifen – das funktioniert natürlich nicht! Also hat er sich auf eine literarische Reise durch die Epochen begeben und die Knüller, Überraschungshits und Dauerbrenner ausgewählt, die wahrscheinlich (?!) auf eine Unbedingt-lesen-Liste gehören. Warum dabei auch ein Plausch mit der Postfrau, Kritikergespräche über Literaturpreise auf der Buchmesse und Reisen mit leichtem Gepäck eine Rolle spielen, lässt sich ebenso nachlesen.

Kleine Presseschau